Geschichte

SKV Obbornhofen

Gegründet wurde der Turnverein am 20. Juni 1920. Wie aus dem Gründungsprotokoll hervorgeht, schlossen sich damals 53 aktive Mitglieder und 38 passive Mitglieder an.

Als Vorstandsmitglieder wurden gewählt:

1. Sprecher Wilhelm Zulauf

2. Sprecher Wilhelm Litt

1. Schriftführer Lehrer Rupp

2. Schriftführer Gustav Philippi

1. Turnwart Franz Kunzschmann

2. Turnwart Wilhelm Bommersheim

Kassierer Ernst Groß

Zeugwart Georg Kratz

Vier Beisitzer: Karl Hahn, Hermann Bommersheim, Richard Leschorn, Hermann Block.

Als Vereinsdiener wird Wilhelm Koch angenommen.

In einer weiteren Versammlung am 27. Juni 1920 wurde der Satzungsentwurf genehmigt.

Gründungssatzung

Ferner geht aus einem Protokoll des Jahres 1920 hervor, dass ein Spielmannszug gegründet wurde. Dieser bestand zunächst aus zwei Tambouren und vier Hornisten, entwickelte sich aber in kürzester Zeit zu einer Stärke von vierzehn Mann und war zur damaligen Zeit schon sehr aktiv. Bei allen besonderen Ereignissen, wie z.B. Hochzeiten und Beerdigungen wurde gespielt.

Im September 1920 wurden folgende Anschaffungen getätigt:

1 Barren für 2.200,-- Mark

1 Reck für 1.200,-- Mark

1 Pferd für 1.900,-- Mark

Aus den Protokollen geht ebenfalls hervor, dass die Turngeräte nicht bar bezahlt werden konnten.

2.200,-- Mark wurden angezahlt, für den Rest wurde Ratenzahlung vereinbart. Von zwei Mitgliedern wurde ein zinsloses Darlehen von 500,-- Mark gewährt.

Am 2. Weinachtsfeiertag des Jahres 1920 wurde von den Vereinsmitgliedern eine Abendunterhaltung mit Theater, Gesang, Verlosung und anschließendem Ball veranstaltet. Die Eintrittspreise betrugen damals für Mitglieder 3,-- Mark und Nichtmitglieder 5,-- Mark.

Von 1920 bis 1923 wurde das Turnen auf einer von Vereinswirt Karl Henzel überlassenen Wiese durchgeführt. Im Winter benutzte man den Saal des Gastwirtes Gustav Philippi. Ab 1923 wurde von der Gemeinde ein Turnplatz bei der unteren Steinkaute zur Verfügung gestellt. Die Turnstunden wurden ab 1927 im Winter in dem neugebauten Saal von Karl Henzel abgehalten.

Der Verein verzeichnete in diesen Jahren eine stetige Aufwärtsentwicklung.

Auch die Inflationszeit im Jahre 1923 zeigte ihre Auswirkungen auf das Vereinsgeschehen. Die Beiträge mussten in ganz kurzen Abständen immer wieder neu festgesetzt werden:

Monatsbeiträge in Mark

18.12.1922 Aktive: 3,33 Passive 1,67

21.01.1923 Aktive: 20,-- Passive 6,67

28.04.1923 Aktive: 33,33 Passive 16,67

26.07.1923 Aktive: 1.000,-- Passive 500,--

27.08.1923 Aktive: 25.000,-- Passive 15.000,--

In der Generalversammlung vom 6. Januar 1924 wurde folgendes protokolliert: "Die finanzielle Lage und die gesamtwirtschaftliche Umstellung auf Goldmark, fordern auch Anpassungen vom Verein. In Zukunft sollen folgende Monatsbeiträge erhoben werden:

"Aktive 0,50 und Passive 0,30 Goldmark.

Die Eintrittsgelder wurden auf 2,-- bzw. 1,-- Goldmark festgesetzt"

In der Generalversammlung vom 16. Januar 1926 wurden die Vorbereitungen für das Gauturnfest sowie die Bannerweihe getroffen und folgende Ausschüsse gebildet:

- Geschäftsführender Ausschuss

- Festausschuss

- Turnausschuss

- Wohnungsausschuss

- Empfangsausschuss

- Platz- und Vergnügungsausschuss

- Ehrenausschuss.

Die Ausrichtung des Gauturnfestes vom 24. bis 26. Juli 1926 mit Einweihung des für 600,-- Mark angeschafften neuen Banners war der erste große Höhepunkt des Vereins. Der Festplatz befand sich auf der Viehweide des Hofgutes Bornemann (jetzt Seifert). Aus dem Vertrag mit dem Festwirt Gottwals, Ulfa, geht hervor, dass er

" gut geputzte Festhallen mit etwa 2.500 Sitzplätzen sowie eine Tanzfläche von etwa 100 qm"

zur Verfügung zu stellen hatte. Es wurden neben dem volkstümlichen Turnen (z.B. Reck, Pferd, Barren) unter anderem auch leichtathletische Übungen wie Weit-, Hoch-, Stabhochsprung und Laufen durchgeführt. Die letztgenannte Disziplin fand in der Bahnhofstraße (jetzt Vogelsbergstraße) statt. Das Gauturnfest dauerte von Samstag abend 19 Uhr bis Dienstag morgen 4 Uhr und wurde mit einem großen Feuerwerk abgeschlossen. Als Festmusik war die Kapelle Bauschmann, Dorheim, zu einem Preis von 330,-- Mark verpflichtet worden.

Der Verein hatte zur damaligen Zeit schon eine stattliche Mitgliederzahl von 113 Personen zu verzeichnen (60 Aktive und 53 Passive).

Der 1. Schriftführer, Lehrer Wilhelm Rupp, verzichtete 1927 auf eine Wiederwahl. Für seine Tätigkeit und Verdienste seit Gründung des Vereins wurde ihm eine Ehrenurkunde vom 1. Vorsitzenden Wilhelm Zulauf überreicht.

Dass in den ersten Jahren unter Leitung des 1. Vorsitzenden Wilhelm Zulauf wirklich im sportlichen Sinne gearbeitet wurde, kann man daraus entnehmen, dass als besondere Leistung alle Preisturner für Feste und Wettkämpfe freie Bahnfahrt und freies Startgeld und die Besucher von Vorturnstunden freie Bahnfahrt und Verköstigungsgeld erhielten.

Der Verein beteiligte sich in dieser Zeit weiterhin am Verbandsjugendturnen sowie an Gauturnfesten und Gauturnfahrten u.a. nach bzw. in Ossenheim, Nieder-Rosbach und Gießen. Es wurden dabei gute Plazierungen erreicht, so z.B. ein erster Preis von Hugo Hahn.

Im Jahre 1928 wurde der Beitrag für alle aktiven Turner auf 20 Pfennig und für passive Mitglieder auf 10 Pfennig pro Monat festgesetzt.

Im gleichen Jahr wurde eine Diskusplatte, ein Speer sowie zwei Wanderpreise (Wertpreise) für den Verein erworben. Hatte ein Sportler den Wanderpreis dreimal hintereinander gewonnen, so ging er in dessen Besitz über.

Weiterhin wurde ein An- und Abturnen durchgeführt, wofür man zwei Wanderpreise stiftete. Dabei wurde in drei Klassen geturnt: 1. Oberstufe, 2. Unterstufe (jeweils Neunkampf) sowie 3. Zöglingsstufe (Vierkampf). 1929 beteiligte sich der Verein am Gauturnfest in Glauburg sowie an der Gaufahrt nach Trais-Horloff; hier wurden leichtathletische Wettkämpfe bestritten. Am 15. September des gleichen Jahres fand das alljährlich obligatorische Abturnen statt.

Der 1. Vorsitzende Wilhelm Zulauf legte sein Amt im Januar 1930 aus gesundheitlichen Gründen nieder. In den zehn Jahren unter seiner Führung konnte der Verein eine stetige Aufwärtsentwicklung und eine große Wertschätzung in nah und fern verzeichnen. Alle Aktiven von der Zöglingsstufe bis zur 1. Oberstufe standen zu dem damaligen Turnspruch:

"Großes Werk gedeiht nur durch Einigkeit!"

In einer kleinen Feierstunde wurde Wilhelm Zulauf durch Überreichung eines Gendenkblattes geehrt und verabschiedet.

Am 18. Januar 1930 wurde Adolf Reitz zum neuen 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt. Im selben Monat erfolgte der Abschluß einer Unfall- und Haftpflichtversicherung für die aktiven Turner.

Über die Aktivitäten des Vereins läßt sich berichten, dass im Jahre 1930 an den Gerätemeisterschaften in Södel, am Gaufest am Ossenheimer Wäldchen und am Verbandswettturnen in Steinbach teilgenommen wurde. Bei dem Gerätemeisterschaftsturnen errang Reinhold Kammer den 1. Preis am Reck. Auch bei den anderen Wettkämpfen erreichten unsere Turner gute Platzierungen.

Ein Jahr später wurden in Obbornhofen die Gaugerätemeisterschaften ausgetragen.

Im Jahre 1932 wurde zusätzlich die Abteilung Handball ins Leben gerufen. Der Verein konnte bereits zu Beginn zwei Mannschaften stellen und spielte in der damaligen Gaurunde. Somit unterhielt der Verein nunmehr die Abteilungen Turnen, Leichtathletik und Handball.

Im gleichen Jahr nahm der Verein an den Gaugerätemeisterschaften in Groß-Karben, dem Gaufahrtfest in Watzenborn-Steinberg und den Leichtathletikmeisterschaften in Melbach teil.

Am 21. Januar 1933 wurde Richard Hahn II. zum 1. Vorsitzenden des Turnvereins Obbornhofen gewählt. Darüber hinaus beschloss die Generalversammlung, dass der Turnverein "Gut Heil" Obbornhofen geschlossen zur Deutschen Turnerschaft übertritt. Der Verein wurde am 1. Januar 1935 gerichtlich eingetragen.

Zu Beginn der dreißiger Jahre wurde in Obbornhofen erstmals eine Fußballmannschaft ins Leben gerufen, die zunächst als eigenständiger Verein fungierte und sich dann dem Turnverein anschloss.

In den Jahren von 1935 bis einschließlich 1945 ruhten die Aktivitäten des Vereins.

Nach Beendigung des Krieges wurde am 1. Oktober 1945 unter dem Vorsitz von Bürgermeister Erich Henzel der Turn- und Sportverein Obbornhofen neu gegründet.

Der Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:

1. Vorsitzender: Albert Leschhorn

2. Vorsitzender: Karl Groß

Schriftführer:  Rudolf Leschhorn

Rechner: Albert Groß

Turn- und Sportwart: Reinhold Kammer

Spielwart: Heinz Schuld

1. Beisitzer: Hugo Schneider

2. Beisitzer Richard Leschhorn

Mit der Neugründung des Vereins wurden zwei Fußballmannschaften gebildet, die an der Spielrunde 1945/46 teilnahmen. Die Betreuung und Leitung dieser beiden Mannschaften übernahm Heinz Schuld. Der Turn- und Sportverein wurde dem Sportverband angegliedert. Um den Erfordernissen des Sportverbandes gerecht zu werden, wurde ein Neunpunkteprogramm beschlossen:

1. Der Vorstand verlangt von jedem Mitglied, sich bei jeder Veranstaltung kameradschaftlich und sportlich zu benehmen.

2. Die Teilnahme eines jeden aktiven Spielers an den wöchentlich stattfindenden Spielersitzungen ist Pflicht.

3. Jeder Spieler hat sich auf dem Sportfeld während des Wettkampfes sportlich und fair zu benehmen. Unsportliches Verhalten wird durch den Vorstand bestraft.

4. Sechs Stunden vor dem Spiel ist es dem Spieler sowie Ersatzspieler verboten, Alkohol zu trinken.

5. Die berechtigung zur Umstellung der Mannschaft haben nur der Spielwart und Spielführer.

6. Für die Pflege der Sportkleidung ist jeder Spieler selbst verantwortlich.

7. Für die Instandsetzung der Turngeräte sind die beiden Turnwarte verantwortlich.

8. Bei dreimaligem unentschuldigten Fehlen an der Spielersitzung wird der betroffene Spieler aus dem Verein ausgestoßen.

9. Bei Nichtbefolgung der Punkte 4. und 5. wird der Spieler vom Vorstand für eine bestimmte Zeit disqualifiziert.

Der Beitrag für Aktive wurde auf monatlich 1,-- Mark und für Passive auf 0,50 Mark festgesetzt.

Zu Ostern 1946 veranstaltete der neugegründete Verein eine Theateraufführung mit Tanz und beteiligte sich damit wiederumn am gesellschaftlichen Leben der Gemeinde. Am 12 Oktober 1946 wurde nach elfjähriger Pause die erste Generalversammlung in der Gaststätte Henzel abgehalten.

Der Sportverein beteiligte sich nach einjährigem Bestehen an Leichtathletikwettkämpfen in Giessen und Bellersheim. Die zwei Fußballmannschaften nahmen an den Verbandsspielen teil.

Der Verein vergrößerte sich fortwährend und erreichte eine Stärke von 76 aktiven und 22 passiven Mitgliedern. Die neu gebildete Theatergruppe erreichte beachtliches Niveau und trat mit zahlreichen Veranstaltungen an die Öffentlichkeit.. Die erste Fußballmannschaft eilte von Sieg zu Sieg und ging im Jahre 1947 als Sieger der Gruppe I punktgleich mit dem VfL Muschenheim hervor.

Mannschaft von 1947

Die Mannschaft von 1947 (Sieger der Gruppe I)
(hintere Reihe, von links nach rechts): Becker, Helm, Keil, Löwenstein, Gräf;
(mittlere Reihe, von links nach rechts): Schuld, Wolf, Lauber;
(vordere Reihe, von links nach rechts): Rauh, Seifert, Groß.

 

Anläßlich einer außerordentlichen Generalversammlung am 18. Januar 1947 wurde der Verein in "Sport- und Kulturverein" (SKV) umbenannt.

Nach Heimkehr des Dirigenten Reinhold Glockengießer aus der Gefangenschaft wurde innerhalb des Vereins noch eine Gesangsabteilung gegründet, der 40 Sänger angehörten. Am 8. Januar 1949 verselbständigte sich die Gesangsabteilung und gründete den Gesangverein "Frohsinn" Obbornhofen.

Wiederholt wurde in diesen Jahren versucht, das Turnen nach alter Tradition wieder aufleben zu lassen. Diese Versuche scheiterten jedoch trotz mehrerer dargebotener Schauturnen.

 


Sie möchten Mitglied werden? Hier geht's lang.